Swiss Medtech Umfrage: Medizintechnikindustrie macht ihre Hausaufgaben

Politik ist am Zug: direkten Zugang zum EU-Binnenmarkt aufrechterhalten

Wegen der Corona-Pandemie hat das EU-Parlament Mitte April beschlossen, den Geltungsbeginn der MDR um ein Jahr zu verschieben. Die Verschiebung schliesst mit ein, dass Schweizer Medizinprodukte bis am 26. Mai 2021 wie bisher – also ohne die Anforderungen eines Drittstaates erfüllen zu müssen – im EU-Binnenmarkt in Verkehr kommen dürfen. Eine Umfrage von Swiss Medtech zeigt, wie entscheidend das gewonnene Jahr für die Bereitschaft der Branche bezüglich Drittstaatanforderungen ist. Im Mai 2020, dem ursprünglichen Geltungsbeginn der MDR, wären 28 Prozent der Schweizer Hersteller noch nicht bereit gewesen. Zusammen hätten sie einen Umsatzverlust von schätzungsweise 0.8 Milliarden Franken im ersten Jahr erlitten. Dieser Anteil reduziert sich gemäss Umfrage per Mai 2021 auf neun Prozent bzw. 0.4 Milliarden Franken. Die Umfrage zeigt zudem, dass der Administrationsaufwand zur Erfüllung der Drittstaatanforderungen die Branche initial 114 Millionen Franken und jährlich wiederkehrend 75 Millionen Franken kostet. 

Der Verband empfiehlt den Unternehmen, die gewonnene Zeit zu nutzen, um sich auf die Eventualität vorzubereiten, dass das Abkommen über die gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen (Mutual Recognition Agreement, MRA) auch in einem Jahr nicht aktualisiert ist. «Will die Branche den Warenexport in die EU lückenlos und unabhängig von der politischen Situation EU – Schweiz sicherstellen, muss sie auf diese Eventualität vorbereitet sein», sagt Peter Biedermann, Geschäftsleiter von Swiss Medtech. 

An der politischen Forderung, dass das MRA – unbesehen des Fortschritts beim Institutionellen Rahmenabkommen – rasch aktualisiert wird, hält Swiss Medtech nachdrücklich fest. «Die Medizintechnik ist eine gesunde und innovative Branche mit grosser volkswirtschaftlicher Bedeutung. Die Schweiz ist einer der weltweit attraktivsten Medizintechnik-Standorte. Die anhaltende Rechtsunsicherheit gefährdet die Investitions-Attraktivität massiv. Wir erwarten vom Bundesrat, dass er sich mit all seinen Möglichkeiten für die Aufrechterhaltung des direkten Zugangs zum EU-Binnenmarkt einsetzt», sagt Biedermann.

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Präsentation der Swiss Medtech Umfrageergebnisse zu Drittstaatanforderungen

Swiss Medtech vertritt als Branchenverband der Schweizer Medizintechnik über 750 Mitglieder. Mit 67’500 Beschäftigten und einem Beitrag von 11,5 Prozent zur positiven Handelsbilanz der Schweiz ist die Medizintechnik eine volkswirtschaftlich bedeutende Branche. Swiss Medtech tritt ein für ein Umfeld, in welchem die Medizintechnik Spitzenleistungen zugunsten einer erstklassigen medizinischen Versorgung erbringen kann.

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