Robotische Assistenzsysteme in der Chirurgie

Potenzial besser nutzen

Der Einsatz von robotischen Assistenzsystemen («robotically-assisted surgical systems» (RAS)) in der Chirurgie ist vielversprechend, insbesondere dann, wenn die Stärken von Menschen und Robotern kombiniert werden. RAS sind eine wichtige Erweiterung der Digitalisierung im Operationssaal zur Verbesserung der Behandlungsqualität.

In Schweizer Operationssälen kommen RAS je nach Indikation unterschiedlich breit zur Anwendung. So wird die Mehrheit radikaler Prostatektomien bereits mit RAS durchgeführt, während in der Endoprothetik ein rasch wachsender Einsatz zu verzeichnen ist. RAS-Eingriffe an Gehirn, Wirbelsäule, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO) und in der Viszeralchirurgie sind heute Standard und wachsen international rasant an.

Obwohl RAS seit über 20 Jahren in der Schweiz ihren Platz haben, ist die Datenlage zur Evidenz nicht einheitlich. Bei einigen Indikationen wie beispielsweise in der HNO oder in der Urologie, wo Platz und Sicht für den Operateur sehr begrenzt sind, zeigen sich die Vorteile des minimal-invasiven RAS-Eingriffes innert kürzester Zeit. Demgegenüber können Auswertungen zu RAS-Eingriffen im Rahmen der Endoprothetik Jahrzehnte dauern, bis valide Aussagen zur Revisionshäufigkeit möglich sind. Die Vielzahl an Indikationen und die stetige Einführung neuer RAS-Systeme unterschiedlicher Hersteller erschweren die Vergleichbarkeit.

Themen wie Datenschutz, Datensicherheit und Haftungsaspekte sind von zentraler Wichtigkeit und müssen sich an den gültigen Rechtsnormen orientieren. Weiterhin erschweren die kostenintensive Finanzierung und die mangelnde Vergütung den Spitälern und somit Patientinnen und Patienten den Zugang zu robotisch-assistierten Behandlungsmöglichkeiten.

Gute Gründe, das Potenzial von RAS besser zu nutzen 

Hochpräzise und schonendere Behandlungsmöglichkeiten breiter anwenden
Die roboter-assistierte Chirurgie ermöglicht bereits heute in vielen Indikationen eine präzise und standardisierte Durchführung von Operationen bei geringerer Belastung für Patientinnen und Patienten. Durch den Einsatz von chirurgischen Robotern kann eine höhere Genauigkeit, effizientere Arbeitsweise und exakte Platzierung zum Beispiel von Implantaten erreicht werden. Das Behandlungsergebnis ist somit weniger von der Tagesform des Operateurs oder seiner Erfahrung abhängig. Dies führt zu verbesserten Ergebnissen, verkürzten Genesungszeiten und einer insgesamt besseren Versorgungsqualität in vielen Bereichen. Die Verwendung des entsprechenden Zusatzcodes aus der schweizerischen Operationsklassifikation (CHOP) für roboter-assistierte Operationen im stationären Bereich unterstützt die Messbarkeit dieser positiven Effekte (Register) und gewährleistet eine sachgerechte Zuordnung von Kosten für eine mögliche spätere Anpassung der Erstattung von RAS geführten Operationen im Spital.

Robotik als Chance im Spannungsfeld mannigfaltiger Herausforderungen
Der demografische Wandel sowie der Fachkräftemangel stellen unser Gesundheitssystem vor grosse Herausforderungen. Mit steigender Zahl älterer Patientinnen und Patienten und Personalengpässen im Spital wird es immer schwieriger, eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten. Der Einsatz von RAS kann dazu beitragen, dem Personal-Engpass entgegenzuwirken. RAS können beispielweise die körperliche Belastung der Chirurginnen und Chirurgen reduzieren, was einen breiteren Einbezug von Fachkräften ermöglicht. Zudem kann mittels optimierter Trainingsprogramme und Simulatoren die Ausbildung beschleunigt werden.

In Medizinprodukte der Zukunft investieren
Die zukünftige Entwicklung von RAS wird durch Künstliche Intelligenz und Augmented Reality geprägt sein. Durch die Nutzung grosser Datenmengen und Echtzeitbildgebung während der Operation können RAS Ärztinnen und Ärzten helfen, datenbasierte Entscheidungen zu treffen, Fehler zu vermeiden und bessere Behandlungsergebnisse zu erzielen. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass die Robotik das Potenzial hat, die medizinische Versorgung weiter zu verbessern. Bereits heute erlauben Register wie das Schweizer Implantat-Register (SIRIS) erste Einsichten in die Nutzung von Robotik bei der Implantierung von Endoprothesen.

Medtech- und Innovationsstandort Schweiz stärken 
Die Integration von Robotik in der medizinischen Versorgung im schweizerischen Gesundheitssystem bietet erhebliche Vorteile für Patientinnen und Patienten, Fachkräfte und das Gesundheitssystem insgesamt. Eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren, Forschungsinstitutionen und Fachgesellschaften ist erforderlich, um das volle Potenzial der Robotik auszuschöpfen und so die bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten. 

Fazit

  • Roboter-assistierte Operationen stehen für eine hohe Qualität in der Patientenversorgung.
  • Der medizinische Fortschritt und die breite Nutzung qualitätsfördernder Technologie in der Schweiz sollen unterstützt werden.
  • Für eine breite Nutzung ist eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Einsatz roboterassistierter Technologien unerlässlich.
  • Dazu gehört die Entwicklung einer sachgerechten Erstattung für robotergestützte Eingriffe.
     

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